Am 1. August feiert Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann seinen 60. Geburtstag. Seit dem Jahr 2008 steht er an der Spitze des Bistums Speyer, das sich über die Pfalz und den Saarpfalzkreis erstreckt und zu dem rund 500.000 Katholikinnen und Katholiken gehören.

Wiesemann stammt aus dem Erzbistum Paderborn und wurde 1960 im ostwestfälischen Herford geboren. Die Priesterweihe empfing er 1985 in Rom. Nach Kaplansjahren und Promotion war er Pfarrer in Menden-Bösperde und Propst in Brilon. 2002 wurde Wiesemann in Paderborn zum Weihbischof geweiht. Die Berufung zum Bischof von Speyer führte ihn 2008 in den Südwesten Deutschlands.
In einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche will Wiesemann den Menschen Halt und Orientierung durch den christlichen Glauben vermitteln. Er sieht die Gesellschaft wie auch die Kirche vor die Aufgabe gestellt, die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Antworten zu finden. 2015 wurde unter seiner Leitung ein neues Seelsorgekonzept für das Bistum eingeführt. Die bisher 346 Pfarrgemeinden wurden in 70 neuen Pfarreien zusammengeführt. Mit pastoralen Initiativen ist Wiesemann auf konfessionsverbindende Paare, auf Geschiedene und Wiederverheiratete sowie auf homosexuell veranlagte Menschen zugegangen.
Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise hat Wiesemann die diözesane Hilfsaktion "Teile und helfe" ins Leben gerufen. Zugleich hat er im Bischofshaus selbst eine somalische Flüchtlingsfamilie mit acht Kindern aufgenommen. Sie teilen sich zwar nicht Bad oder Küche, aber sie wohnen Wand an Wand unter einem Dach, neben Wiesemanns Wohnung und über der Kapelle mit Sakristei. "Natürlich machen sie auch mal Krach, ist doch logisch", sagt Wiesemann. Aber er empfindet ein turbulentes Familienleben als normal, weil er selbst mit mehreren Geschwistern aufgewachsen ist.
Mehrere Diözesanereignisse fanden unter Wiesemanns Verantwortung statt: das 950-jährige Domweihjubiläum 2011, der Ökumenische Kirchentag 2015, das 200-jährige Jubiläum der Neugründung und die Beisetzung von Bundeskanzler Helmut Kohl 2017. Um dem Vertrauensverlust der Kirche, verursacht durch Missbrauchs- und Finanzskandal, etwas entgegenzusetzen, unterstützt der Bischof den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland und hat in seinem Bistum 2019 den Visionsprozess "Segensorte" angestoßen. Ziel der Gespräche ist, nach einer neuen Gestalt von Kirche zu suchen und dabei kreativ über den gewohnten Horizont hinauszudenken. Angesichts wichtiger Entscheidungen in den nächsten Jahren sei es wichtig, "dass wir uns unseren Auftrag noch einmal klarer bewusst machen und darüber nachdenken, wie die Kirche für die Menschen wieder mehr zum Segen werden kann", so Wiesemann.
Ein zentrales Anliegen ist für ihn die Ökumene. Bundesweit einmalig war 2015 die Unterzeichnung eines Leitfadens für die ökumenische Zusammenarbeit. In der Pfalz machen die beiden Kirchen vieles gemeinsam, in der sozialen Arbeit, der Seelsorge wie auch beim Einsatz für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und globale Gerechtigkeit. "Durch die geographische Übereinstimmung von Bistum und Landeskirche haben wir besonders günstige Rahmenbedingungen. Vieles, was in der Pfalz in den vergangenen Jahren ökumenisch auf den Weg gebracht wurde, hat Vorbildcharakter auch für andere Bistümer und Landeskirchen", stellt Wiesemann fest, der von 2013 bis 2019 die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen auf Bundesebene geleitet hat.
Beeindruckend ist für viele Gläubige der weite geistige Horizont, der vor allem in den Predigten des Bischofs zum Ausdruck kommt. Hin und wieder unterlegt er sie mit Orgelklängen oder bezieht sie auf ein Lied, egal ob geistlich oder modern. Wiesemann hat auch schon zu "Let it be" von den Beatles gepredigt. Die Musik spielt für ihn eine wichtige Rolle, daher die Harfe in seinem Bischofswappen.
Wiesemann ist ein offener, zugewandter Mensch, der mit vielen Menschen im Gespräch steht, mit den Gläubigen in den Pfarreien ebenso wie mit Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft. Seine Stimme hat Gewicht, auch in der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2016 ist er Vorsitzender der Glaubenskommission und zugleich Mitglied der Ökumene-Kommission. Besonderen Wert legt Wiesemann darauf, den christlichen Glauben in Verbundenheit mit der Weltkirche zu leben. So begleitete er 2013 deutsche Jugendliche zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro und leitete 2017 eine Kundschafterreise des Bistums auf die Philippinen.
Für sein Amt als Bischof hat Wiesemann den Wahlspruch "Maior omni laude – Größer als alles Lob" ausgewählt. Er ist dem eucharistischen Hymnus "Lauda Sion" des heiligen Thomas von Aquin entnommen und verweist darauf, dass Gott immer größer ist als alle menschlichen Vorstellungen. In den Worten steckt viel Demut, zugleich aber auch die Ermutigung, den Weg als Bischof mit Gottvertrauen weiterzugehen. (spi/Foto: Bistum)
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