Sie sollen das Herz des geplanten Heidelberger Hip-Hop-Archivs sein: Rund 5.000 Gegenstände aus seiner Sammlung hat Deutschrap-Pionier Frederik Hahn alias Torch am 30. Januar 2020 zur Sichtung und Erfassung ins Heidelberger Stadtarchiv liefern lassen.

Mit einem Transporter aus Torchs Wahlheimat Zürich kamen Fotos, Tonträger, Aufnahmen, Poster, Flyer, technisches Equipment, Merchandise-Material, Zeitungsartikel, Magazine sowie persönliche Gegenstände wie Reisepässe, Zeichnungen und literarische Arbeiten. Heidelberg gilt als Wiege des deutschsprachigen Hip-Hops, hier startete Torch seine künstlerische Karriere. Der Bestand, den Torch der Stadt übergeben hat, beinhaltet exklusive und bislang unveröffentlichte Materialien, unter anderem den Drum-Computer, auf dem das Album „Blauer Samt“ produziert wurde, Reimbücher mit Song-Texten sowie Fotos und Skizzen von den ersten Graffiti-Zügen in Deutschland.

Hip-Hop als Teil des kulturellen Erbes Heidelbergs
„Die persönlichen Gegenstände, die ich heute der Stadt Heidelberg anvertraue, haben mich in unterschiedlichen Phasen meines Lebens begleitet und in meiner Entwicklung als Künstler geprägt. Der Schritt fällt mir nicht leicht, doch gleichzeitig freue ich mich, dass die Stadt sich damit zu Hip-Hop als Teil ihres kulturellen Erbes bekennt. Die Aufnahme ins Archiv ist nur das erste Kapitel unserer Mission. Jetzt gilt es den Bestand zum Leben zu erwecken!“, erklärte Torch in einem Schreiben anlässlich der Übergabe der Materialien an die stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs, Diana Weber, und die Leiterin des Kulturamts der Stadt Heidelberg, Dr. Andrea Edel. Als Vertreter der deutschen Hip-Hop-Gründergeneration war Rapper Toni-L bei der Übergabe anwesend, der vielen als Mitglied der 1987 in Heidelberg gegründeten Rap-Formation Advanced Chemistry bekannt ist. Auch von ihm übernimmt das Stadtarchiv persönliche Gegenstände.
In den nächsten Monaten werden die Archivalien nun im Stadtarchiv gesichtet, ausgewertet und digital erfasst. Parallel dazu erarbeitet eine Arbeitsgemeinschaft mit Sachkundigen aus den Bereichen des Hip-Hops, der Stadtverwaltung und der Universität Heidelberg eine Konzeption des Hip-Hop-Archivs. „Im Zeitraum des kommenden Doppelhaushalts bis 2022 wollen wir uns diesen Aufgaben widmen“, sagte Kulturamtsleiterin Dr. Andrea Edel. „Die Konzeption in Verbindung mit einer Kostenkalkulation soll Grundlage für die Beratung und Entscheidung des Heidelberger Gemeinderats über das weitere Vorgehen in Sachen Hip-Hop-Archiv sein“, so Edel.

Hintergrund:
Der ehemalige Heidelberger Frederik Hahn ist für viele, die mit Rap, Djing, Breakdance und Graffiti-Writing aufgewachsen sind, eine Ikone des Hip-Hops. Er vertritt die allererste Generation des deutschsprachigen Hip-Hops und erlangte mit seinen poetischen Texten Kultstatus, beispielsweise mit seinem Album „Blauer Samt“ (2000). In Heidelberg, wo Torch aufgewachsen ist, vernetzt in der subkulturellen Szene mit Toni L, Advanced Chemistry, Stieber Twins und anderen, entstanden viele seiner ersten Arbeiten. Heute feiert Torch weltweit Erfolge und lebt in Zürich. (spi/Foto: Philipp Rothe)