Von Klaus Stein
Von einem "musikhistorischen Ereignis" sprach der Leiter des Festivals "Speyerer Gitarrensommer", Christian Straube, nach dem Konzert der drei herausragenden Musiker Werner Goos, Mani Neumeier und Claus Boesser-Ferrari am Dienstag im gut besuchten alten Stadtsaal.

Was die beiden Gitarristen sowie Schlagzeuger und Percussionist Mani Neumeier
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ablieferten, begeisterte das zahlreich erschienene Publikum. Die Erwartungshaltung der Festivalfans an das Konzert war bereits im Vorfeld hoch gewesen, denn die drei sind keine Unbekannten, sind berühmt für ihre Virtuosität. Kurzfristig war die Veranstaltung vom unteren Saal in den größeren oberen Saal verlegt worden.
Neumeier, Boesser-Ferrari und Goos als Trio zusammen zu bringen war eine Idee von Christian Straube, der es bei der Begrüßung als "Experiment" bezeichnete.
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Wer weiß, woher die Interpreten musikalisch kommen, der durfte mit jazzig-rockigen Klängen rechnen. Mani Neumeier beispielsweise begann seine musikalische Laufbahn mit Freejazz, bevor er, inspiriert durch Jimi Hendrix, sich der Rockmusik verschrieb.
Bereits beim ersten Titel ließen die Künstler fast eine Viertelstunde lang so richtig die Post abgehen. Jazz-Variationen wechselten mit Rock-Passagen, wobei Goos mit seiner E-Gitarre so etwas wie die musikalische Leitlinie zog. Boesser-Ferrari hatte eine akustische Gitarre gewählt, die er gerne auch als Perkussionsinstrument nutzt.
Das Publikum kam dadurch gleich in Fahrt und applaudierte reichlich.
Mit einer Free-Jazz Nummer machte das Trio deutlich, dass es die Kunst der Improvisation versteht. Allerdings wurde das beim Publikum verhaltener aufgenommen.
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Vor der Pause zeigte Mani Neumeier mit einem Solo, warum er zu den besten Schlagzeugern Europas zählt. Obwohl bereits 80 Jahre alt, ließ er sein Instrument förmlich glühen. Höhepunkt bei seinen Soli ist, wenn er sich auf der Bühne vorne hinkniet und am Boden liegenden Metalltellern und -töpfen Töne entlockt, die man in ihnen nicht vermutet. Die Festival-Gäste riss es förmlich von den Sitzen.
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Das Opening nach der Pause bestritt Claus Boesser-Ferrari mit einer Solodarbietung. Auch er bekannte, von Jimi Hendrix beeinflusst worden zu sein. Es waren dann auch Hendrix-Klänge zu erkennen, vom Künstler gefühlvoll interpretiert.
Was herauskommt, wenn ein Kirchenlied mit der Komposition eines indianischen Saxophonisten verbunden wird, nämlich faszinierende Musik, durfte das Publikum ebenfalls genießen.
Neumeier und Goos, die durchaus öfter zusammen musizieren, ließen es dann noch so richtig krachen mit einer relativ rockigen Nummer.
Abschluss bildete ein von den drei Künstlern auf eigne Weise interpretiertes Hendrix-Stück.
Nach etwa zweieinhalb Stunden mit Musik vom Feinsten hinterließen sie ein begeistertes Publikum. Sie hatte sich das von einem Küchenteam zubereitete Curry aus Hokkaido-Kürbis mit Reis redlich verdient. Solch ein selbst zubereitetes Essen gibt es nach jedem Konzert für die Künstler*Innen und das Helferteam.
Bleibt noch zu erwähnen, dass sowohl die gute Akustik im Saal als auch die kompetente Tontechnik den Abend zu einem besonderen Klangerlebnis machten. (Fotos: ks)