Von Klaus Stein
Der Künstler war gut drauf, das Publikum in der ausverkauften Heiliggeistkirche, die als Übergangstheater fungiert, von Beginn an bester Laune. Das waren gute Voraussetzungen für ein gelungenes Auftaktkonzert des 24. Speyerer Gitarrensommmers am Mittwochabend. Noch bis zum Sonntag werden an jedem Abend die Crème de la Crème der Gitarrenmusiker ihr Stelldichein in der Domstadt geben. Dazu zählt Jacques Stotzem, der nach 15 Jahren wieder ein Gastspiel in Speyer gab.

Festivalleiter Christian Straube freute sich bei der Begrüßung, dass der Kulturring einen solch hochkarätigen Vertreter der "Fingerpicking"-Technik verpflichten konnte. Grundlage des Fingerstyle ist der Anschlag der einzelnen Saiten mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger, also ohne Plektrum.
Der Belgier aus dem grenznahen Raum bei Aachen, aus Verviers, spielte einige Titel aus seiner neuen CD "Places We Have Been". Der Künstler verarbeitete hierbei die Erfahrungen aus seinen weltweiten Konzertreisen, setzte sie in musikalische Stimmungen um. Seine Tourneen führen ihn regelmäßig nach Japan und Taiwan, bei denen er oft mit Nachwuchskünstlern wie Andy McKee sowie lokalen Größen wie Isato Nakagawa auftritt. Aber auch in Deutschland hat Jacques Stotzem, der recht gut Deutsch mit charmantem französischem Akzent spricht, seine Fans.
Sein Repertoire, darunter viele Eigenkompositionen, wechselt zwischen Balladen und schnellen, manchmal rockigen Stücken. Für seinen Humor spricht, dass er mit "See You Again" beginnt, eigentlich sei es eine Zugabe zum Schluss, sagt er.
Seine Verehrung für den irischen Rock- und Bluesgitarristen Rory Gallagher bringt er mit den Titel "Moonchild" zum Ausdruck. Damit reißt er die Zuhörer nicht zum letzten Mal von den Sitzen. Auch seine Interpretation des Jimi Hendrix Hits "Hey Joe" begeistert. Dabei werde er in Youtube in Kommentaren von Hendrix-Puristen angefeindet die meinen, man könne den Blues-Heroen nicht auf der akustischen Gitarre interpretieren: "Ich mache es trotzdem", so Stotzem, der es tatsächlich schafft, mit seiner Virtuosität dem "Meister" gerecht zu werden. Ähnliches gelingt ihm mit einem Ragtime, der eigentlich mit dem Klavier gespielt wird.
Problematischer ist seine "Musette", einem französischen Volkstanz, der als Walzer traditionell vom Akkordeon vorgetragen oder begleitet wird. Da weicht die Akustikgitarre doch sehr von den Hörgewohnheiten ab.
Bei seiner Zugabe "Sweet Georgia Brown" packt Jacques Stotzem noch einmal alles aus, was er drauf hat, und wird mit lang anhaltendem, stehenden Applaus verabschiedet. (Foto: ks)