"Der Dom ist ein starkes Stück Kirche und er sendet trotz Corona positive Botschaften." Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl zog mit seinem Team im Rahmen eines Mediengesprächs eine eindeutig positive Bilanz des Jahres 2021 am Dom. "Es war ein erfolgreiches Jahr am Dom, weil wir den Menschen viele Angebote machen konnten und oft erleben konnten, wie gut der Dom den Menschen tut", so der Domdekan.

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hätten dabei zu positiven Impulsen und einer Weiterentwicklung in den verschiedenen Bereichen geführt.
Da im zweiten "Corona-Jahr" vieles schon bewusst mit Blick auf die durch die Pandemie vorgegebenen Rahmenbedingungen geplant werden konnte, fand das meiste zwar noch im Pandemie-Modus aber geordnet und zuverlässig statt. Wo im Bereich der Baumaßnahmen zum Domerhalt nur wenige Verzögerungen auftraten, waren die Aktivitäten der Dommusik und im Besucherbetrieb durch die Pandemie und die damit einhergehenden Schutzmaßnahmen stark beeinflusst. Aus der Situation entstanden jedoch viele positive Impulse: neue Gottesdienstformate, neue Besucherangebote und die Chorgruppen wuchsen sogar. Möglich war dies vor allem durch den "wahnsinnig engagierten Einsatz der Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen am Dom", lobte Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl.

Kirchenraum
"Das der Dom offen ist und hier Gottesdienst gefeiert wird, halte ich für ein wichtiges Zeichen an die Menschen", sagte Domdekan Dr. Kohl. "Wir als Kirche sind hier und sind offen für die, die zu uns kommen möchten." So sei es ihm wichtig gewesen, die Öffnungszeiten nicht zu beschränken sondern zeitweise sogar noch auszudehnen. Auch fanden Gottesdienste im Dom wieder statt, sobald dies möglich war. Die Schutzregeln veränderten sich zwischenzeitlich mehrfach, so dass ständig Anpassungen im Hygienekonzept notwendig wurden, was vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Domsakristei und die ehrenamtlichen Helfer vor immer neue Herausforderungen stellte. Christoph Kohl erlebte die Corona-Zeit jedoch auch als produktiv. Er selbst bot allen Interessierten über einen Mailverteiler und die Homepage des Doms Impulse für das Leben in der Corona-Ausnahmesituation an. Diese sollen im kommenden Jahr als Formate vor Ort weitergeführt werden. So plant Domdekan Dr. Kohl besondere Messfeiern, eine Zeit der Stille im dunklen Dom und Bibelgespräche. Erfolgreich eingeführt wurde bereits das von ihm geleitete Bildungs- und Besinnungswochenende "Den Speyerer Dom intensiv erleben", das 2021 fünf Mal stattgefunden hat und auch im kommenden Jahr 2022 wieder angeboten wird.
Als Neuerung im Bereich der Gottesdienste wurden die in der Adventszeit 2020 neu konzeptionierten "Halte.Punkt-Andachten" in der Fastenzeit, nach Ostern, im Marienmonat Mai und zuletzt erneut in der Adventszeit weiter geführt. In diesen textlich und musikalisch besonders gestalteten Wortgottesdiensten wurde und wird immer auch der Menschen gedacht, welche besonders unter der Pandemie leiden.
Im Blick auf Weihnachten ging Domdekan Dr. Kohl davon aus, dass die Kinderkrippenfeier um 15 Uhr und die Christmette um 23 Uhr wie geplant stattfinden können. Im vergangenen Jahr war es hier kurzfristig durch Begrenzung der Teilnehmerzahl, der Begrenzung der musikalischen Gestaltung auf einen Sänger und durch die Ausgangssperren zu Veränderungen gekommen.
Die Diskussion um Missbrauch in der Kirche, den Kohl als schrecklich bezeichnete, spiele am Dom keine Rolle, betonte der irchenmann auf eine entsprechernde Nachfrage.

Dommusik
Bei der Dommusik bestand die größte Herausforderung weiterhin darin, die Chorarbeit aufrecht zu erhalten. Startete das Jahr noch mit Online Proben konnte der Probenbetrieb stückweise erweitert werden. Besonders erfreulich war, dass im Jahre des 10-jährigen Bestehens des Musikgartens auch die Kleinsten wieder vor Ort zusammen musizieren konnten. Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller suchten immer Mittel und Wege, um im Kontakt mit den Kindern zu bleiben und Chorarbeit zu ermöglichen. Erschwert wurde die Nachwuchsarbeit da die jüngsten 211216 chorprobe
Kinder den größten Probenausfall hatten. Wo sich zwischenzeitlich der Probenbetrieb nahezu normalisiert hatte, wurde der reguläre Probenbetrieb inzwischen vorsorglich wieder eingestellt, um eine Durchmischung von Klassen und Altersgruppen zu vermeiden. Der individuelle Stimmbildungs- und Instrumentalunterricht findet derzeit regelmäßig statt. Die Chorproben finden derzeit gezielt mit kleineren Gruppen für einzelne Gottesdienste statt. Das ist auch insgesamt der Vorteil der Chorarbeit bei der Speyerer Dommusik, dass immer und kontinuierlich in verschiedenen Gruppengrößen Gottesdienste gestaltet und entsprechend dafür geprobt wird. Dieses flexible System macht sich nun bezahlt. Durch die sich verändernden Bestimmungen mussten immer wieder Wege gesucht werden, wie Gottesdienste in der weltgrößten romanischen Kirche würdig und angemessen musikalisch gestaltet werden konnten, wobei Domkapellmeister Markus Melchiori bestrebt war "das Mögliche auch möglich zu machen."
Sehr erfreulich ist, dass die Dommusik Speyer insgesamt wachsende Chorgruppen verzeichnet und so mit rund 430 Sängerinnen und Sängern momentan wahrscheinlich die größte Domsingschule Deutschlands bildet. Derzeit sind 75 Kinder zwischen 1 und 4 Jahren beim Musikgarten bzw. der vokalen Früherziehung dabei. In der Altersgruppe letztes Kindergartenjahr bis 1. Klasse (C-Chöre) singen wiederum 75 Kinder. 98 Kinder der 2. bis 4. Klasse machen beim Mädchenchor und den Domsingknaben mit (B-Chöre). Die größte Gruppe bilden die A-Chöre ab der 5. Klasse aufwärts mit 107 Kindern und Jugendlichen (A-Chöre). Im Domchor (Erwachsenenchor) singen derzeit 75 Personen.
Ab Ende Mai 2021 war wieder Chorarbeit in größeren Gruppen möglich, die zunächst im Freien beziehungsweise in offenen Zelten stattfand. Die großen Räume im Haus der Kirchenmusik ermöglichten später auch wieder Proben im Innern.
Musikalische Gestaltung von Gottesdiensten
Solang Gemeindegesang untersagt war, übernahm die Dommusik die Gestaltung aller drei Messen an Sonn- und Feiertagen. An Allerheiligen am 7.11. gestaltete der gesamte Mädchenchor das Kapitelsamt und am 14.11. der Domchor das Pontifikalamt mit Erwachsenenfirmung. Die insgesamt steigenden Infektionszahlen führten danach wieder vermehrt zu Einschränkungen. So würde das Singspiel "Bartimäus geht ein Licht auf" abgesagt. Die Nachwuchschöre proben seither nur noch anlassbezogen nach vorherigem Test, in den Proben des Domchors gilt die 2G Plus Regel.
Die erfolgreiche Andachtsreihe "Halte.Punkt.Advent", geboren im Advent 2020, wurde zunächst in der Fastenzeit mit "Halte.Punkt.Kreuz" und dann in der Osterzeit mit "Halte.Punkt.Ostern" und im Marienmonat Mai mit "Halte.Punkt.Maria" fortgesetzt. So konnten bislang 37 Andachten der "Halte.Punkt.Reihe" gefeiert werden.
Bereits unter Corona-Bedingungen geplant, konnten die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer in diesem Jahr fast ohne Einschränkungen stattfinden. Sowohl die Vorbereitungszeit ab Mai als auch die Durchführung im Oktober lagen in einer Zeit niedriger Inzidenzen sodass auch die großen Werke Gustav Mahlers "Auferstehungssinfonie" und Mozarts "Requiem" geprobt und aufgeführt werden konnten.

Feierlichkeiten zum UNESCO-Jubiläum des Doms
Auch die Feierlichkeiten rund um das Jubiläum "40 Jahre UNESCO-Welterbe Dom zu Speyer" wurden von der Dommusik musikalisch gestaltet. In einem großen Festkonzert am 29. Oktober war hier die Uraufführung "Mundus novus" des Komponisten Enjott Schneider zu erleben. Den feierlichen Rahmen für den Festakt am Samstag, 30. Oktober bildete das Orgelspiel von Domorganist Markus Eichenlaub. Am Sonntag, 31.10. gestaltete die Dommusik das Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann mit Werken von Christopher Tambling, Anton Bruckner und mit Liedsätzen zum Gesangbuch "Gotteslob". Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller leiteten den Konzertchor des Mädchenchors, die jungen Erwachsenen der Domsingknaben sowie den Domchor. Domorganist Markus Eichenlaub musizierte der Domorgel.
Bauerhalt

Projekte zum Erhalt und zur Ertüchtigung des Doms
"Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr zurück, in dem trotz Pandemie viele kleine und auch große Projekte ihren Anfang, sowie auch ihren Abschluss fanden", sagte Dombaumeisterin Hedwig Drabik. Sie berichtete von großen, sichtbaren Projekten wie der Sanierung der Vierungskuppel aber auch von kleineren mindestens ebenso bedeutenden Maßnahmen, wie die Verbesserung der Wasserführung an der Afra-Kapelle. Alle Maßnahmen zur Instandhaltung sind dabei mit dem Dom- und Diözesankonservator Wolfgang Franz und den Wissenschaftlichen Beirat abgestimmt, so dass die fach- und sachgerechte Ausführung gesichert sei, so die Dombaumeisterin.
Sorgen bereitet dem Domkapitel indes der prognostizierte Rückgang der Finanzmittel auf Grund geringer werdender Kirchensteuereinnahmen. Ein Prozess, der sich durch Corona beschleunigt hat und bereits zum Sparen zwingt. Umso erfreulicher ist die kontinuierliche Unterstützung durch den Dombauverein mit jährlichen Zuwendungen in Höhe von 130.000 Euro und der projektbezogenen Förderung durch die Europäische Stiftung, die mit 500.000 Euro die Realisierung der Projekte Orgel für die Afrakapelle, Chorpodest und Beschallungsanlage ermöglicht. Bei der Beschallungsanlage konnte die Planung 2021 abgeschlossen und die Ausführung begonnen werden. Da überall im Dom neue Leitungen verlegt werden müssen, ist dies kein kleines Unterfangen. Jedoch sind Lautsprecher die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Besucher von Gottesdiensten überhaupt verstehen können, was an Altar und Ambo gesprochen wird.
Durch Mittel der Dr. Albrecht und Hedwig Würz-Stiftung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Südliche Weinstraße konnten 2021 Abgüsse von besonders ausdrucksstarken Verzierungen am Westbau hergestellt und diese damit für die Nachwelt gesichert werden. Ferner finanzierte die Stiftung die technische Erneuerung des virtuellen Dom-Rundgangs "Kaiserdom virtuell". Somit ist der Dom auch von zu Hause aus begehbar, was in der Corona-Zeit eine neue Bedeutung bekam.
Eine Spende des Luxemburgischen Erzherzogs Henri ermöglichte die Erneuerung der vergoldeten Inschrift am Grabdenkmal für seinen Vorfahren Adolf von Nassau, das in der Dom-Vorhalle steht.
Durch Mittel der Stiftung Denkmalschutz konnten die Gitter zur Vorhalle überarbeitet werden. Ferner wurde die davor liegende Stufenanlage erneuert.
Alle substanzerhaltenden Maßnahmen unterstützt das Land Rheinland-Pfalz mit einer Kostenübernahme in Höhe von 40 Prozent. Dazu zählte 2021 vor allen Dingen die umfangreiche Sanierung des Vierungsturms, bei dem zuletzt der Dachstuhl Instand gesetzt wurde. Diese Maßnahme ist nun nahezu abgeschlossen, so dass das Gerüst teilweise bereits abgebaut werden konnte.
Für Aufregung sorgte Ende des Jahres ein Eisenkeil, der unvermittelt vor den Stufen zum Altarraum aufschlug. Untersuchungen ergaben, dass er sich aus dem Scheitelpunkt einer Fensterlaibung gelöst hatte, wo er ursprünglich zur Stabilisierung eingesetzte worden war. Nach ein paar Tagen konnte Entwarnung gegeben werden, nachdem die Stelle gesichert und vergleichbare Schwachpunkte untersucht worden waren. Da sich der Keil im Bereich der Baunaht zwischen romanischem Ostbau und barockem Wiederaufbau gelöst hatte, wird die Statik dieses Bereichs im kommenden Jahr weiter untersucht und ein Rissemonitoring vorgenommen.

Besucherzahlen, Ticketverkäufe und Führungen
Der Besucherbetrieb hat die Aufgabe, den Menschen, die zum Dom kommen, verschiedene Informationsangebote zu machen, sei es im Vorfeld über die Homepage oder sei es vor Ort über Führungen, Audioguides und Flyer. Dabei soll sich der Bereich finanziell selbst tragen und mit einem Gewinn zum Bauerhalt beitragen. Der Rückgang der Besucherzahlen und die Einschränkungen durch die Schutzmaßnahmen waren 2021 noch deutlich spürbar, wenn auch gegenüber 2020 etwas abgemildert. Bis Juni ruhte der Besucherbetrieb weitgebend. Danach war jedoch ein sehr starkes Besucherinteresse zu bemerken, wenn bei den Zahlen natürlich auch ein großer Abstand zu den Vor-Corona-Jahren blieb.
Normalerweise besuchen zwischen 800.000 und 900.000 Menschen pro Jahr den Dom. Die Besucherzahl 2021 entsprach in etwa 40 Prozent der von 2019. Allerdings kamen bereits wieder rund 50.000 Menschen mehr in den Dom als noch 2020. 37.300 Menschen besuchten 2021 bis dato die Krypta, was in etwa 40 Prozent der Besuchermengen der Vor-Corona-Zeit entspricht. Kaisersaal und Turm konnten etwa 25 Prozent der Besucher der Vor-Corona-Jahre verzeichnen, zum einen, da eine Begehung überhaupt erst seit Juni und nicht wie sonst üblich ab April möglich war und zum anderen, da in den ersten Monaten lediglich fünf Personen gleichzeitig den Turm betreten durften.
Bei den Führungen waren es jährlich vor Corona 1400 Führungen, wovon 2021 ein Drittel der Vor-Corona-Jahre stattfinden konnte (2020 ein Fünftel). Kleinstgruppen von unter 5 Personen machten dabei einen Anteil von nahezu 20 Prozent aus, gegenüber 5 Prozent vor 2020. Das zeigt, dass sich die Besucher sehr bewusst für den Dom als Ausflugsziel entschieden hatten und von den Angeboten vor Ort, zu denen auch der Audioguide zählt, überproportionalen Nutzen machten
Durch effektive Planung, Kurzarbeit und vor allem das Engagement der Mitarbeiter in dem Bereich kann der Bereich das Jahr dennoch mit einer schwarzen Null abschließen. Erfreulich war auch, so die Leiterin des Dom Kulturmanagements, Friederike Walter, dass die notwendigen Absprachen mit der Stadt Speyer schnell und reibungslos getroffen werden konnten.

Neue Führungsformate
Auch im Bereich des Besucherbetriebs wurde das Jahr 2021 genutzt, um neue Führungsformen – digital und analog - zu kreieren und so das Angebot zu erweitern. Als alternative digitale Angebote gab es bislang Live-Führungen in Form einer Videokonferenz und kurze Live-Streamings auf Facebook. Auch auf YouTube wurden einige Kurzführungen und Erläuterungen zum Dom eingestellt. Zu den neuen Formaten vor Ort gehören eine "UNESCO-Welterbe-Führung", bei der auch der Dachstuhl des Doms begangen werden kann, und eine abendliche Tour durch den dunklen Dom mit Taschenlampe und Kerzenlicht.

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