Alle Jahre wieder. Das Fest der Feste wird sehnsüchtig oder auch ängstlich erwartet, erst recht unter Coronabedingungen. Die Weihnachtsbotschaft gelte aber gerade denjenigen, die sich allein, klein und ausgeliefert fühlten, betont Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst in der Predigt zu Heiligabend. In der Mitte ihrer Botschaft stehen: Das Kind in der Krippe, Kinder in aller Welt und die Menschen am Rande der Gesellschaft.

Weihnachten sei nicht einfach "ein Datum im Jahr, das vorübergeht", meint Dorothee Wüst, die zu Heiligabend in Odenbach am Glan (Landkreis Kusel) predigen wird. Das Christfest stehe auch 2021 unter dem Eindruck der Pandemie. "Beim Weihnachtsessen werden wir über Omikron und Impfpflicht diskutieren und uns fragen, ob unser Leben jemals wieder normal sein wird."
Aber auch jenseits der Corona-Zwänge seien die Feiertage für viele Menschen nur schwer erträglich. "Ausgerechnet das Fest der Feste ist ein Brennglas für Einsamkeit, Kälte, Streit. Je süßer die Glocken klingen, desto bitterer stößt Menschen auf, dass ihr Leben nicht so ist, wie es sein soll." Doch die Botschaft der Engel an die armseligen Hirten in jener Nacht, richte sich bis heute an diejenigen, die sich vergessen fühlten. "An die in der Dunkelheit, die nichts zu erwarten haben. Die irren und suchen und sich verlieren. Und gar nicht mehr recht glauben können, dass es auch für sie hell werden kann."
Die Botschaft von Licht, Hoffnung und Frieden gelte aber jedem Einzelnen und sie strahle aus - wenn auch manchmal kaum spürbar. "Weihnachten führt uns auf den Weg zur Krippe, wo das Kind wartet", stellt die Kirchenpräsidentin fest und folgert: "Kinder. Die in den letzten fast zwei Jahren so viel Kindheit verloren haben. Wir diskutieren über vieles. Über viele, die es zu schützen gilt. Über vieles, was es zu schützen gilt: Gesundheit, Freiheit, Würde. Aus gutem Grund. Aber unsere Kinder gehören auch dazu. Mit ihrer Gesundheit, ihrer Freiheit, ihrer Würde. Viel zu oft habe ich das Gefühl, als hielten wir ausgerechnet unsere Kinder für so robust, dass sie das alles irgendwie durchstehen. Tun sie das? Oder vermuten wir das nur, weil ihre Stimme nicht so laut ist wie die von vielen anderen?"
Viele Kinder hierzulande und im armen Süden würden außerdem wie das Kind in der Krippe unter armseligen Umständen geboren. Viele seien später ohne Schulbildung, manche gar ohne Schutz für Leib und Leben. "Wir tun nicht nichts. Aber vielleicht ginge mehr?", fragt Wüst und erinnert an die Verantwortung für Kinder weltweit. "Dass Gott in einem Kind Mensch wird, ist ein Zeichen für sich. Ein Zeichen dafür, dass Gott in Kindern etwas Besonderes, etwas Schützenswertes sieht." Diese Botschaft gelte jedem Kind und Erwachsenen bis heute. Der Weihnachtsgruß der Kirchenpräsidentin lautet dementsprechend: "Kinder sind uns gegeben. Wir sind einander gegeben. Lasst uns füreinander da sein. Zum Wohl unserer Kinder, zum Wohl unserer Alten. Zum Wohl aller Schwachen. Zum Wohl füreinander. Alle für alle. So kann es Weihnachten werden."
Information zu den Gottesdiensten:

Am 25. Dezember, erster Weihnachtstag, predigt Kirchenpräsidentin Wüst um 10 Uhr in der Gedächtniskirche der Protestation zu Speyer.