Immer mehr Menschen gehen in diesen Tagen zur Kirche, mittags oder abends. Sie beten für den Frieden, ermutigen einander und suchen Hoffnung in biblischen Texten. Mit Beginn des Krieges in der Ukraine haben die Kirchengemeinden schnell reagiert und bieten inzwischen flächendeckend Friedensgebete in der (Saar-)Pfalz an.

Die täglichen oder wöchentlichen Gebete sind in Krisenzeiten für viele Menschen ein wichtiger Anker. Sie finden in den Kirchen statt, aber auch digital im Netz. Jung und Alt suchen in den Friedengebeten einen Raum, wo sie ihre Verzweiflung und Ängste miteinander teilen können – und ebenso die Hoffnung auf Frieden. Die Betenden sind in Gedanken bei denen, die leiden und um ihr Leben bangen. Sie drücken ihre Verbundenheit mit ihnen aus und wollen sie durch das Gebet stärken. Nicht zuletzt setzen sie im Friedensgebet ein Zeichen gegen Gewalt und den Einsatz von Waffen.
„Wir beten für die Machthaber und die Soldaten, für eine Besinnung und ein Umdenken“, sagt Angelika Kuhn. Sie hat das Friedensgebet im Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum in Ludwigshafen maßgeblich in Gang gesetzt. Jeden Abend findet es statt. Diesen Rhythmus hat die Kirchengemeinde bewusst gewählt, „weil der schreckliche Krieg täglich stattfindet und Jesus Christus alle Tage bei uns ist“, betont sie.
Unverzichtbar sind Gebete gegen den Krieg auch für Pfarrer Wilhelm Kwade aus Lustadt im Kirchenbezirk Germersheim: „Wir sind Christen, die darauf vertrauen, dass Gott am Wirken ist und auch Menschen beeinflusst.“ Dies richtet sich an den russischen Präsidenten Putin, aber auch an Verantwortliche in der Politik, die sich jetzt für Aufrüstung aussprechen.
Auf Putins Aggression keinesfalls mit Aufrüstung antworten, sondern weiter mit Russland das Gespräch suchen: Dafür spricht sich auch Pfarrer Detlev Besier aus, Leiter der Arbeitsstelle für Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz. „Der Weg muss zivile Konfliktlösung sein“, betont er. Auch Waffenlieferungen an die Ukraine betrachtet der Friedenspfarrer darum kritisch. Kampfmittel würden geliefert, um benutzt zu werden, sagt er. Damit werde aber kein Konflikt beendet. Detlev Besier sieht die Aufgabe der Kirche darin, sich weiterhin für friedliche Lösungen einzusetzen. Friedensgebete seien dabei ein wichtiges Element, das die Friedensarbeit stärkt.
Welche Chance aber haben Friedensverhandlungen? Dieser Frage geht die Evangelische Akademie der Pfalz nach. Sie lädt zu einer Online-Diskussion unter dem Titel „Was hilft? Krieg in der Ukraine – Militärische Logik und zivile Optionen“. Am Mittwoch, 9. März, von 19 bis 20.30 Uhr laden drei Fachleute zum Austausch ein: Charlotte Dany, Leiterin der Friedensakademie Rheinland-Pfalz der Universität Koblenz-Landau, Martin Illert, Leiter des Osteuropa-Referats der Evangelischen Kirche Deutschlands und Andriy Mykhaleyko - Katholische Universität Lviv/Ukraine. Interessierte können sich bis Dienstag, 8. März um 12 Uhr per E-Mail anmelden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.