Führungen und Vorträge nahmen am vergangenen Sonntag, 11. September, die Besucherinnen und Besucher am Dom zu Speyer mit zur Suche nach Spuren der Vergangenheit. Viele der insgesamt 3600 Menschen, die an diesem Tag die romanische Kathedrale besuchten, machten von den verschiedenen Möglichkeiten zur näheren Domerkundung im Rahmen des Denkmaltages Gebrauch.

Dem Motto des bundesweit stattfindenden Aktionstages "KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz" folgend, beschäftigten sich alle Angebote mit Spuren der Veränderung. Denn auch wenn der Dom in seiner Monumentalität unerschütterlich scheint, so haben der Zeitgeschmack und notwendige Baumaßnahmen sein Gesicht verändert. Ziel des Denkmalschutzes ist es diese Spuren freizulegen und zu erhalten, da sie wesentlich zur Geschichte eines Gebäudes gehören, so wie Falten eines menschlichen Gesichtes eben auch etwas über die Vergangenheit eines Menschen erzählen.
Ein Gesicht stand dann auch im Fokus des Vortrags von Hermann-Josef Schwab, der sich seit Jahren intensiv mit der Grabplatte Rudolf von Habsburgs beschäftigt. Zeigt diese tatsächlich das Porträt des Königs? Was wurde über die Jahrhunderte an der Darstellung verändert? Er hielt seinen Vortrag in der Krypta, wo den Zuhörerinnen und Zuhörern ein seitlicher Blick auf das Grabdenkmal des Königs möglich war, das im Laufe der Zeit beschädigt und wieder ausgebessert worden war. Schwab zeichnete dabei minutiös nach, was er über den Urzustand und die Maßnahmen am Epitaph herausfinden konnte.
Ein weiterer Vortrag ging der Frage nach, wie wohl die Fenster des Doms ursprünglich ausgesehen haben und wie die heutige Fensterverglasung in den romanischen Dom passt. Die Glasmalerin und Kunsthistorikerin Dr. Anke Sommer verriet, dass der Dom von Anfang an über verglaste Fenster verfügte, die im Mittelalter eine seltene Kostbarkeit waren. Durch Zerstörungen sind jedoch nur wenige Scherben der wechselnden Verglasungen erhalten geblieben. Die heutigen Fenster spiegeln daher keinen historischen Zustand wieder. Sommer plädierte hier stark für eine Umsetzung künstlerischer Gestaltungen, welche dem Dom eher gerecht würden, als die derzeitige einfache Grissaille-Verglasung.
Vorstände des Dombauvereins lenkten während Führungen den Blick auf die verschiedenen Bauphasen des Doms und die Veränderungen, welche im Zuge von Wiederherstellungs- oder Umgestaltungsmaßnahmen in den späteren Jahrhunderten erfolgten. Kinder hatten die Möglichkeit, an einem Dom-Quiz teilzunehmen und verschiedenen Fragen folgend auf Entdeckungstour durch den Dom zu gehen.
Wie am Tag des offenen Denkmals üblich, wurde mit dem Nord-Ost-Turm in diesem Jahr ein Bereich geöffnet, der ansonsten für Besucher nicht zugänglich ist. Dombaumeisterin Hedwig Drabik und Restaurator Roger Thamm informierten im halbstündlichen Rhythmus über Schäden und die geplanten Restaurierungsmaßnahmen. Mit einem Bauhelm ausgestattet folgte dann jeweils gruppenweise die gemeinsame Besteigung des aus dem 11. Jahrhundert stammenden Turms bis zum ersten offenen Turmgeschoss.
Der Tag des offenen Denkmals am Dom zu Speyer wird traditionell vom Dombauverein gestaltet. Informationen zu allen Angeboten und zur Arbeit des Vereins erhielten die Besucher am Stand des Dombauvereins in der Vorhalle des Doms. Ziel ist es, damit auch auf das wertvolle ehrenamtliche Engagement vieler Menschen für den Dom aufmerksam zu machen und für Spenden zu seiner Erhaltung zu werben. Veranstalterin des bundesweit stattfindenden Tag des offenen Denkmals ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. (Foto: Domkapitel Speyer)