Von Klaus Stein
"Speyer braucht wieder ein eigenes Gesundheitsamt oder zumindest eine Zweigstelle vor Ort." Das sei eine der Erkenntnisse der Corona Pandemie, sagte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler am Freitag anlässlich eines Mediengespächs. Mit dem im Rhein-Pfalz-Kreis angesiedelten Gesundheitsamt klappten die Informationsketten nicht reibungslos, die Abstimmung sei schwierig, so ihre Begründung.

Insgesamt sieben an den Coroamaßnahmen in der Domstadt beteiligte Personen informierten fast eineinhalb Stunden lang die zahlreichen Medienvertreter in den Räumen der Feuerwehr über die aktuelle Lage sowie über zukünftige Szenarien.
"Es kann nicht sein, dass Menschen, die finanziell am Existenzminimum sind, Privatrechnungen von bis zu 250 Euro für einen Coronatest bekommen", schnitt die OB ein weiteres heikles Thema an, nämlich die Kostenfrage für die Tests. Durch das eigene Abstrichzentrum habe man die niedergelassenen Ärzte entlasten können, trage aber als Stadt die Kosten dafür. Auch eine sinnvolle zweite Testung von Reiserückkehrern zahle erst einmal die Stadt, denn das Land sehe keine zweite Testung vor.
"Wir haben die Schulleitungen eingeladen und gefragt, was ist los bei euch." Obwohl es im Hans-Purrmann-Gymnasium zwei positive Fälle gegeben habe, sei die Lage na den Schulen weitgehend im Griff. Lehrer*innen könnten sich kostenlos beispielsweise bei niedergelassenen Ärzten oder im Klinikum Ludwigshafen testen lassen, informierte Sozial- und Schuldezernentin Monika Kabs.
Städtische Bedienstete hätten an Samstagen die Möglichkeit, einen Test beim Abstrichzentrum zu machen. Für die Erzieher*innen nicht für der städtischen Einrichtungen werde es bis 15. September mobile Abstriche durch das Abstichzentrum geben.
Kabs ging auch auf die Schulbusse ein. Kontrollen hätten zumindest in Speyer keine eklatanten Verstöße gegen die Corona-Regelungen ergeben. Im Umland sei das möglicherweise anders, ging sie auf Zeitungsmeldungen ein.

Lob für die Stadtspitze
Etwa 70 bis 80 Personen aus Kitas  hätten sich bereits zum Testen angemeldet, sagte Dr. Maria Montero Muth, Initiatorin der Corona-Ambulanz, die auch im Namen der niedergelassen Ärzte sprach. Sie lobte die Stadtspitze für ihr großes Engagement bei der Corona-Bekämpfung. Auch sie kritisierte die Gesundheitsämter und sah dringenden Regelungsbedarf.
An der Aussagekraft der bei den vier Abstrichzentren des Landes für Reiserückkehrer gemachten Test zweifelte der medizinische Berater der Stadt, Dr. Klaus-Peter Wresch. "Diese Zentren wurden aus dem Boden gestampft und es herrscht dort Chaos." Mangelhaft qualifiziertes Personal mache oft Fehler bei den Abstrichen, nehme sie im Mund und nicht im Rachenbereich, wo sich die Viren ansiedelten. Er befürchtet eine hohe Dunkelziffer nicht erkannter positiver Virusträger. Meldungen über falsche positive Tests hält Wresch für unglaubwürdied, denn das sei so gut wie unmöglich.
Auch kämen überwiegend diejenigen Reiserückkehrer zum Abstrichzentrum, die sich auch im Urlaub umsichtig verhalten hätten, nichr die vom Bulgarischen "Goldstrand" oder aus anderen Partyorten.
Wreschs Nachfolger als Kreisvorsitzender des DRK, Roger Munding, richtete den Fokus auf die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer*innen, die alleine im Abstrichzentrum etwa 3.000 Arbeitsstunden geleistet hätten.

"Ampelsystem" für schnelles reagieren
"Wir wollen mit unseren lokalen Konzepten weitere Einschränkungen vermeiden." Stadtfeuerwehrinspekteur Peter Eymann stellte ein Ampelsystem vor, das bei den einzelnen Stufen steigender Infektionszahlen zur Anwendung kommen soll. Bei bis zu 30 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen gebe es keine weiteren Maßnahmen, stehe die Ampel auf grün. Bei gelb (31 bis 40) würden schon Einschränkungen in Kraft treten oder vorbereitet. Auf rot springe die Ampel bei 41 bis 50 Neuinfektionen. Dann drohe das Erreichen der bundesweit gültigen Obergrenze von 50 Fällen, bei der es zu massiven Einschränkungen kommen könnte. Allerdings sei man darum bemüht, etwaige Häufungen zu erkennen und gezielt zu reagieren, so Eymann.
"Wenn die Zahl 50 erreicht ist, dann gibt es noch kein Konzept, wie wir auf lokaler Eben reagieren müssen", ergänzte Seiler.

Verstöße gegen die Maskenpflicht und die Hygieneregeln
Bei insgesamt 282 Kontrollen einen durch das Ordnungsamt seien 192 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden, informierte der zuständige Fachbereichsleiter Thomas Zander. "Wir haben dort kontrolliert, wo viele Menschen zusammen kommen." Es seien 140 Verwarnungen ausgesprochen worden und 50 Bußgeldbescheide ergangen. Weitere Fälle seien anhängig, die noch bearbeitet werden müssten. Überwiegend wurden Verstöße gegen die Maskenpflicht und die Hygieneregeln geahndet.

Zahlen und Fakten:
Im Speyerer Abstrichzentrum wurden etwa 2.000 Personen getestet. Insgesamt gab es in Speyer 142 Corona Positive Fälle.
Die getesteten Reiserückkehrer kamen aus 28 Ländern, überwiegend aber aus Spanien (17,3%), Kroatien (13,7%), Österreich (10%), Frankreich (9,6), Italien (8,2%), Kosovo (6,3%) und er Türkei (4,9%).
Der Schwerpunkt der Kontrollen durch das Ordnungsamt lag bei 92 im Bereich der Gastronomie. (Foto: ks)