Von Klaus Stein
Es wurde von speyer-info nicht angezweifelt, dass nur 15 Namen auf den Wahlzetteln veröffentlicht wurden - im Amtsblatt standen noch 19. Aufgefallen ist es aber erst auf den Wahlzetteln. Uns liegen Aussagen vor, dass es der Wille der Mitgliederversammlung gewesen sei, dass alle 19 Kandidierenden berücksichtigt werden. Das ist ja auch verständlich, denn je mehr kandidieren, desto besser die Wahlchancen.

Es ist auch schwer zu glauben, dass der extra aus Mainz angereiste Versammlungsleiter des Zählens nicht mächtig war. Normalerweise wird so verfahren, dass alle Kandidierenden eine Stimme bekommen, dann von oben herab Mehrfachnennungen (bis zu drei) verteilt werden.
Ich bleibe dabei: das Ganze hat ein Geschmäckle, wenn - wie Erwähnt - alle drei Popescus auf der Liste dreifach benannt wurden, die vier Herausgefallenen dafür unter den Tisch gefallen sein sollen.
Der Verdacht, dass damit der beim Fraktionsvorsitzenden und Dominator der Speyerer Linken, Aurel Popescu, in Ungnade gefallene Karlheinz Erny (er kandidierte auf Platz 19) als Kandidat entfernt werden sollte, bleibt bestehen.
Wie aus Kreisen der Linken zu hören war, wurde der Bau-Experte auf Betreiben Popescus aus allen städtischen Gremien quasi über Nacht entfernt: dem Bau- und Planungsausschuss, dem Aufsichtsrat der GEWO sowie dem Gestaltungseirat. Ebendieser Fraktionsvorsitzende hatte ihn zwei Jahre zuvor wegen dessen Sachkompetenz bei Bau- und Planungsfragen zu den Linken geholt. Nur von der Kandidatenliste zum Stadtrat konnte er ihn nicht mehr so einfach entfernen.
Grund für das Zerwürfnis soll ein E-Mail von Karlheinz Erny gewesen sein (es liegt der Redaktion vor), in dem er sich darüber beschwerte, dass, entgegen den Absprachen in der Fraktionssitzung, an die der Diplomingenieur sich im Bau- und Planungsausschuss gehalten hatte, Popescu in der drauffolgenden Stadtratssitzung genau das Gegenteil beantragt. Seltsamerweise entsprach Popescus Antrag fast bis aufs Wort den Ausführungen der Oberbürgermeisterin.
Bereits zuvor habe Popescu auffallend oft die Positionen der Stadtverwaltung vertreten, habe aber immer wieder sich den Sachargumenten seines Bauexperten beugen müssen. So war die Frage aufgetaucht, warum er das mache, die Sichtweise der Verwaltung übernehme. Ein Grund war dafür lange nicht in Sicht.
Als allerdings bekannt wurde, dass Aurel Popescu, gescheiterter Kneipenwirt, der seinen Unterhalt als Redner beispielsweise bei Beerdigungen fristet, in einer großzügigen Wohnung in bester Wohnlage, dem verkehrsberuhigten Teil der Roßmarktstraße, logiert, die der Stadt gehört, kam ein Verdacht auf. Für den Linken-Fraktionsvorsitzenden soll sie zuvor sogar großzügig umgebaut worden sein.
Erny hatte sich im erwähnten Mail etwas sarkastisch dafür bedankt, dass Popescu ihn vorgeführt habe. In einem Nebensatz stand noch: "von irgendwas muss ja man leben und wohnen". Der Hinweis auf seine Wohnung war für Popescu wohl der Grund, steil zu gehen. Der Volksmund sagt dazu "getroffener Hund bellt". In diesem Fall hatte er bildlich gesprochen regelrecht um sich gebissen.
Übrigens hält sich hartnäckig das Gerücht, dass diese Wohnung bereits einem anderen Wohnungssuchenden zwar nicht rechtsverbindlich, aber mündlich zugesagt gewesen sei.