Kommentar von Klaus Stein
Seit Wochen stellen die Investoren des Industriehof sowohl über die Presse als auch bei den Fraktionen im Stadtrat ihre Pläne für das über 70.000 Quadratmeter große Areal, gemeinsam mit einem Dupré-Gelände sind es sogar mehr als 100.000 Quadratmeter, vor. Sie werden dafür teilweise in den höchsten Tönen gelobt: "Die wollen was Tolles dort machen", heißt es. Das zweifelt niemand an, geht aber am Kernproblem vorbei.

Natürlich haben die Besitzer die Absicht, etwas ordentliches aus ihrem Millionen-Invest zu machen, sonst ließe es ja nicht vermarkten.
Die bisher vorgetragenen Ideen lassen allerdings befürchten, dass bei einem Beschluss für ein "Urbanes Gebiet" das bisherige Gewerbe dort zum Gutteil stören wird. Nicht ohne Grund hat der Stadtrat 2018 mit überwiegender Mehrheit beschlossen, das jetzige Milieu des Industriehofs zu erhalten. Die Bürgerinitiative "Rettet den Industriehof", aber auch einige Ratsfraktionen, sehen dieses Milieu gefährdet.
Es bleibt zu befürchten, dass auch nach der von der Oberbürgermeisterin anberaumten Info-Veranstaltung noch viele Fragen offen bleiben. Oder zaubert die Stadtplanung bis zum 3. Dezember noch eigene Pläne aus dem Hut? Werden konkrete Aussagen zu den Altlasten auf dem Industriehof gemacht und wird bis dahin der Denkmalstatus geklärt sein?
"Aus der Sicht der Rhein-Neckar Industriekultur ist der Aspekt einer (vermutlich letzten) komplett erhaltenen Celluloidfabrik etwas unterbelichtet", so Expertin Barbara Ritter. Sie meint, bei einer Nachverdichtung würde dieser Charakter vermutlich weitgehend zerstört.
Angesichts dieser Fakten ist die Haltung der Bürgerinitiative, keine Schnellschüsse zu machen bei einem städtebaulich so bedeutsamen Projekt, mehr als gerechtfertigt.
Nur schwer akzeptabel ist, dass die Infoveranstaltung im Industriehof stattfindet, den Investoren einen Heimvorteil verschafft, zumal das nicht barrierefrei ist.