Von Seán McGinley
Ende gut, alles gut: Die Männer des JSV Speyer haben am ersten Kampftag der 1. Judo-Bundesliga Süd beim JC Samurai Offenbach eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Das Drama nahm schon in den Tagen vor dem Kampf seinen Lauf: Mehrere Kämpfer – unter anderem Samuel Mendel, David Riedl und Pierre Ederer, fielen kurzfristig krankheits- oder verletzungsbedingt aus.

„Wir hatten im Prinzip pro Gewichtsklasse einen Kämpfer, von dem wir einen Punkt erwarten können, aber kaum Wechseloptionen“, schilderte Teamchef Michael Görgen-Sprau die Ausgangslage. „Deshalb war der Plan, auf jeden Fall den ersten Durchgang zu gewinnen und zu versuchen, nach den Wechseln im zweiten Durchgang den Vorsprung zu halten.“ Der Plan ging nicht auf, weil Michel Adam trotz Überlegenheit von seinem Gegner überrascht und sauber geworfen wurde, und weil Franz Haettich am Ende eines Marathon-Kampfs von über sechs Minuten aufgrund einer ärgerlichen Bestrafung den Kampf abgeben musste. Die beiden Georgier Irakli Kupatadze und Onise Bughadze sowie Patrick Schmidt gewannen ihre Kämpfe für den JSV, der mit einem nicht einkalkulierten 3:4-Rückstand in die Pause gehen mussten.
Die Speyerer hatten nicht genügend Wechseloptionen, um alle ihre sichersten Punktegaranten wieder aufzustellen, also ging der Teamchef ein Risiko ein. Er stellte Neuzugang Viktor Driller für Onise Bughadze in der Klasse über 100kg auf und ließ damit einen der zwei Ausländerpositionen, die besetzt werden könnten, frei. Offenbach hatte nämlich einen starken polnischen Kämpfer in dieser Gewichtsklasse, der in den bisherigen Duellen allerdings immer gegen Bughadze verloren hatte. In der Annahme, dass der Georgier auch im zweiten Durchgang antreten würde, verwendeten die Offenbacher ihre Ausländer lieber in anderen Gewichtsklassen. „Wenn die Georgier da sind, sind sie normalerweise gesetzt. Damit hat der Gegner nicht gerechnet. Und ich wusste, dass Viktor Driller die anderen Schwergewichtler mit Ausnahme des Polen auf jeden Fall schlagen kann“, erklärte Michael Görgen-Sprau den Wechsel. Und so kam es auch, und zwar dramaturgisch optimal im letzten Kampf des Tages. Es war letztendlich eine klare Sache für Driller nach 19 Sekunden gegen Mohammad Falahatpisheh, aber der Weg dahin war auch im zweiten Durchgang dramatisch. Schmidt und Kupatadze gewannen erneut souverän – was absolut erforderlich war, damit der JSV die Chance wahrte. Felix Bächle unterlag trotz eines engagierten und engen Kampfes gegen den Niederländer Tibo Vollemann. Ein Schlüsselkampf war der von Yves Touna gegen Leon Emig, der im ersten Durchgang Michel Adam besiegt hatte und nun hochgestellt in die Klasse bis 81 Kilogramm wurde. Touna ließ keinen Zweifel aufkommen und warf seinen Gegner zweimal, um den Kampf für sich zu entscheiden. Franz Haettich hatte erneut etwas Pech, als er nach einer starken Leistung gegen Athanasios Mylonelis unterlag, doch im Anschluss machte Michel Adam seinen Fehler vom ersten Durchgang wett und sorgte dafür, dass der JSV auf jeden Fall nicht verlieren konnte. Und dann kam der große Auftritt von Viktor Driller, der den Sieg nach Hause brachte.