Von Michael Stephan
Inmitten von imposanten Felsen und beeindruckenden Wäldern führt ein breiter Fluss durch eine schmale, steinerne Gasse – den Donaudurchbruch bei Weltenburg. Vom Wasser aus erleben wir eine faszinierende Kulturlandschaft in ihrer vollen Pracht. Langsam gleitet die Zille über das Wasser. Im Sonnenlicht leuchten die Blätter der Bäume gelb, orange und rot.

Die Natur strahlt eine vollkommene Ruhe aus. Steil aufragende Felswände sehen, die Wälder riechen, die Bewegung des Wassers spüren – es ist eine Fahrt voller Sinneseindrücke, die wir hier erleben. Bereits im 19. Jahrhundert interessiert sich besonders der Adel für die Schönheiten seiner Heimat. Könige und Menschen der oberen Schicht bereisen die idyllischen KlosterWeltenburg02
Landschaften Bayerns – so auch die Region um den Donaudurchbruch. Es ist König Ludwig I., der das Gebiet im Jahre 1840 schließlich zum Naturdenkmal erklärt. Denn ihm liegt besonders am Herzen, dass dieses Geschenk der Natur erhalten bleibt, weiß unser "Zillen-Kapitän" zu berichten. "Wir haben viele Steinbrüche in der Nähe und durch die Ernennung zum Naturdenkmal sollte verhindert werden, dass im Donaudurchbruch Steine abgetragen werden". Der Gedanke des Königs, diese Landschaft zu schützen, hat sich bis heute erhalten und ist sogar noch stärker geworden.
Vor uns jetzt das Kloster Weltenburg. Das um 620 gegründete Kloster gilt als das älteste Kloster Bayerns. Es erstreckt sich auf der Donauhalbinsel an der Eingangspforte zum KlosterWeltenburg04
wildromantischen Donaudurchbruch. Schon im 8. Jahrhundert übernahmen die Mönche an diesem markanten Ort die Regel des Heiligen Benedikt. Wechselvoll und zum Teil dramatisch verlief die Geschichte des Klosters, die mit dem Bau der Asamkirche einen faszinierenden Höhepunkt erreicht. Bis in unsere Tage erklingt täglich zu festgelegten Zeiten das Chorgebet der Mönche und bringt die Dramaturgie des barocken Himmelstheaters zum Strahlen. Die von den Gebrüdern Asam in den Jahren 1716 bis 1739 erbaute und ausgestaltete Abteikirche zählt zu den bedeutendsten Werken es europäischen Barock. Es ist das erste gemeinsame Werk der Asambrüder Cosmas Damian und Egid Quirin. Noch heute beeindrucken die Elypsen-Architektur des Kirchenraums, das Deckenfresko und der Skulpturenschmuck Besucher aus der ganzen Welt. Am 9. Oktober 1718 weihte der Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing die Abteikirche feierlich ein. Zum 300-jährigen Jubiläum wird in diesem Jahr besonders festlich zugehen. Am Sonntag, den 14. Oktober 2018 feiert Bischof Dr. Rudolf Vorderholzer von Regensburg um 10.30 Uhr das Pontifikalamt und hält die Festpredigt.
KlosterWeltenburg03
Etwas Besonderes: Eine Führung über das Klosterareal mit Abt Thomas M. Freihart, der mit viel Begeisterung eine Vielzahl von Geschichten zu erzählen weiß. Der zünftige Abschluss der Führung wird dann in der Klosterschenke – seit 2017 von Rolf Holthausen geleitet – zelebriert. Schon seit Alters her waren die Klöster für die Bewirtung von Gästen – Pilgern, Handwerkern, Besuchern (in Weltenburgen auch Fischer und Schiffer) ausgerichtet. Die erste Konzession für den Schankbetrieb in Weltenburg wurde allerdings erst 1826 beantragt. Hier ist auch die Heimat der ältesten Klosterbrauerei der Welt. Bereits anno 1050 wurde hier der edle Gerstensaft gebraut. Im Klosterladen findet der Besucher schöne Erinnerungsstücke für sich selbst oder Mitbringsel für Menschen, die einem besonders am Herzen liegen. Dazu eine große Auswahl Bücher, Devotionalien und kunsthandwerkliche Arbeiten. Ein Besuch lohnt sich allemal.
Nach 3-jähriger Generalsanierung hat das neue Gästehaus des Klosters wieder seine Pforten geöffnet. Einzelreisende und Gruppen, Weiterbildung und religiöse Meditation – Gästehaus St. Georg ist ein Ort der Suche und Erholung. Außergewöhnliche Momente der Begegnung erwarten den Gast: Aufwachen in der natürlichen Schlichtheit einer "Klosterzelle", den Stundenschlag der Kirchturmglocke hören, den Choral andächtiger Mönche lauschen. Der Kiesstrand an der Donau, das grandiose Flusstal, die Buchenwälder und das Kloster – alles ist angerichtet um durchzuatmen und aus der Anmut des Ortes neue Kraft zu schöpfen.
KlosterWeltenburg05
Zurück in Kelheim bleibt noch Zeit, die Befreiungshalle zu besichtigen. Die von König Ludwig I. in Auftrag gegebene Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 wurde von Friedrich Gärtner in Anlehnung an antike und christliche Zentralbauideen begonnen und 1863 von Leo von Klenze nach geänderten Plänen vollendet. Die Strebepfeiler der Außenfassade bekrönen 18 Kolossalstatuen als Allegorien der deutschen Volksstämme. Die Zahl 18 versinnbildlicht auch das Datum der Völkerschlacht bei Leipzig (18.10.1813), an dem die Truppen Napoleons von der Koalition vernichtend geschlagen wurden.
Den steilen Anstieg zur Befreiungshalle bewältigt man am besten bequem mit der Ludwigsbahn. Regelmäßig startet der weiß-blaue Minizug an der Schiffsanlegestelle Donau. So gelangt man nicht nur mühelos auf den Berg und genießt die Aussicht auf die Stadt, sondern erfährt unterwegs auch viel Wissenswertes. Die Öffnungszeiten: 1.April bis 31. Oktober: 9.00 bis 18.00 Uhr; 1. November bis 31.März: 10.00 bis 16.00 Uhr; Eintritt 3,50 Euro Kinder, Jugendliche und Schüler: Eintritt frei
Infos: Benediktinerabtei Weltenburg, Asamstr. 32, 93309 Kelheim; Tel. 09441-2040; www.kloster-weltenburg.de
Klosterschenke: Tel. 09441-67570; Gästehaus St. Georg: Tel. 09441-6757-500;
Befreiungshalle Kelheim, Befreiungsstraße 3, 93309 Kelheim; Tel. 09441-68207-20
Bayern-Tourismus, Arabellastr. 17, 81925 München; www.bayern.by
Hinkommen: mit der Bahn bis Bahnhof Regensburg und weiter mit Regionalbus nach Kelheim; mit dem Pkw über Heilbronn-Nürnberg- A 93 an Regensburg vorbei bis Kreuz Regensburg-Süd, auf B 16 bis Kelheim