Von Seán McGinley
Der erste Auftritt der Frauenmannschaft des JSV Speyer in der aktuellen Saison in der 1. Judo-Bundesliga war ein großer Erfolg: Nach erwartungsgemäß engem Verlauf setzten sich die Speyererinnen mit 8:6 beim JC Bottrop durch. Die Begegnung war bis zum letzten Kampf noch offen, ehe Neuzugang Bertille Murphy mit ihrem zweiten gewonnenen Kampf ein perfektes Debüt krönte.

"Als wir gesehen haben, welche Kämpferinnen Bottrop dabei hat, war uns klar, dass es wahrscheinlich entweder 8:6 für Bottrop oder 8:6 für uns ausgeht", so Speyers Teamchefin Barbara Bandel. Die Speyererinnen hatten in den unteren Gewichtsklassen Vorteile, die Gastgeberinnen waren in den schweren Kategorien besser aufgestellt. In den mittleren Gewichtsklassen war das Kräfteverhältnis auf dem Papier ausgeglichener. Großes Pech hatte Speyers Jill Trenz im ersten Kampf des Tages: Sie führte bis wenige Sekunden vor Kampfende, musste dann aber den Ausgleich hinnehmen und verlor dann im Golden Score (Verlängerung). In den folgenden Kämpfen hatten die JSVlerinnen allerdings deutlich die Nase vorne: Neuzugang Amber Gertjes aus den Niederlanden, Jana Ziegler und die Ungarin Reka Pupp (kampflos) gewannen und brachte Speyer mit 3:1 in Führung. Dann kamen allerdings die ganz schweren Kategorien an die Reihe, und Emmely Albrecht und Corinna Bayer – junge Kämpferinnen aus der Speyerer Zweitligamannschaft, die in diese Kategorien hochgestellt wurden – mussten sich trotz tapferer Gegenwehr ihren international erfahrenen Kontrahentinnen geschlagen geben. Beim Stande von 3:3 kam dem letzten Kampf des ersten Durchgangs eine besonders große Bedeutung zu – und Neuzugang Bertille Murphy war der Situation gewachsen und holte gleich in ihrem ersten Kampf für Speyerer einen eminent wichtigen Punkt mit einem Sieg gegen Lea Püschel zur 4:3-Pausenführung.
Nach vielen Überlegungen und Diskussionen in der Halbzeit entschieden sich die Speyerer Mannschaftsverantwortlichen, bei der Aufstellung auf Nummer sicher zu gehen und die drei Kämpferinnen in den Gewichtsklassen bis 48 Kilogramm stehen zu lassen in der Annahme, dass sie wieder punkten würden – damit wäre auf jeden Fall schon mal ein Unentschieden sicher – und dann zu hoffen, dass eine der anderen Kämpferinnen über sich hinauswächst und den achten Punkt zum Sieg holten. Und genau so kam es auch: Die gleichen vier, die im ersten Durchgang gepunktet hatten, punkteten erneut im zweiten, und Bottrop hatte in den drei gleichen Gewichtsklassen, die sie auch im ersten Durchgang gepunktet hatte, erneut die Nase vorne.
So kam es auf den entscheidenden letzten Kampf an, in dem sich Murphy mit einem Haltegriff gegen Leonie Beyersdorf durchsetzte und großen Jubel auf Speyerer Seite auslöste.
Barbara Bandel war nach dem Kampf voll des Lobes für ihr gesamtes Team: Für die Zweitligakämpferinnen, die den weiten Weg auf sich genommen hatten, obwohl sie entweder überhaupt nicht kämpften oder die undakbare Aufgabe erhielten, gegen die starken ausländischen Kämpferinnen in höheren Gewichtsklassen antreten zu müssen, und natürlich auch für die vier, die zweimal gepunktet hatten – darunter mit Murphy und Gertjes zwei Debütantinnen die nicht nur aufgrund ihrer gewonnen Kämpfe, sondern auch aus menschlichen Gründen sehr gut vom Team aufgenommen wurden.
Nach der großen Enttäuschung, als man den ersten Kampftag wegen Personalmangels absagen musste, ist die Welt wieder in Ordnung für die Speyerer Frauen, die wieder optimistisch nach vorne schauen: "Jetzt hoffen wir für den Rest der Saison, dass wir den Rückkampf gegen Bottrop und die zwei Kämpfe gegen Karlsruhe gewinnen können, und dann gegen Backnang so viel wie möglich von dem 0:14-Defizit aus dem kampflos verlorenen Hinkampf aufholen", so Barbara Bandel.

JSV-Männer nach zweitem Sieg Tabellenführer
Die Männer des JSV Speyer haben mit einem klaren 11:3-Erfolg beim TV Erlangen die Tabellenführung in der 1. Judo-Bundesliga Süd verteidigt. Eigentlich war der JSV von einem engen Kampf ausgegangen, doch es stellte sich heraus, dass die Gastgeber nicht in Bestbesetzung antraten, und deshalb war rasch klar, dass alle Vorteile auf Seiten der Speyerer waren. Dementsprechend war der erste Durchgang nach nur 20 Minuten mit 5:2 für Speyer entschieden.
Philipp Müller, Yves Touna, Irakli Kupatadze, Onise Bughadze und David Riedl gewannen alle jeweils deutlich vor Ende der Kampfzeit mit Ippon. Nur Patrick Schmidt und Til Braunbach mussten ihre Kämpfe abgeben. Das waren aber auch die einzigen Kämpfe, die Speyer an diesem Tag verloren, den bis auf einen kampflosen Punkt in der unbesetzten Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm gingen im zweiten Durchgang alle Punkte an Speyer. Müller, Touna, Kupatadze und Bughadze punkteten ein zweites Mal, und auch die eingewechselten Franz Haettich und Andreas Benkert gewannen souverän.
"Unser Plan ist voll aufgegangen, alle auf die wir gesetzt haben, haben gewonnen. Wir sind jetzt voller Tatendrang für den kommenden Kampf beim KSV Esslingen und freuen uns, als Tabellenführer dort antreten zu können. Natürlich sind wir trotzdem klarer Außenseiter, aber das ist eine Rolle, die uns schon immer gut gefallen hat", so Teamchef Michael Görgen-Sprau. Esslingen erlebte am Samstag unterdessen eine unangenehme Überraschung und verloren mit 6:8 beim JC Leipzig.